2022/23
Die Suche nach Konstanz
Es ist die Saison nach dem grossen Umbruch im Kader. Vor dem Start in die Spielzeit erwähnt der designierte CEO Raeto Raffainer als Saisonziel die Playoff-Qualifikation. Zudem präsentiert der SCB sein neues, rotes Heimdress, wobei die Farbe Rot die Aufbruchstimmung im Sportbereich symbolisieren soll.
Im Staff ergänzen der neue Athletikcoach Steven Lingenhag (für Roland Fuchs) sowie Videocoach Max Markowitz (Nachfolge von Léo Girod) den bestehenden Trainerstab um Johan Lundskog, Christer Olsson, Mikael Hakanson und Jeff Hill. Auf Spielerseite ist der Umbruch umfassend: Neu zum Kader gehören Benjamin Baumgartner, Sven Bärtschi, Chris DiDomenico, Éric Gélinas, Marco Lehmann, Oscar Lindberg, Romain Loeffel, Colton Sceviour, Joël Vermin, Jesse Zgraggen sowie die Youngsters Santiago Näf, Fabian Ritzmann und Vincent Ryser. Den 13 Zuzügen stehen 15 Abgänge gegenüber: Calle Andersson, Alain Berger, Eric Blum, Cory Conacher, Kaspars Daugavins, Jeremi Gerber, Dustin Jeffrey, Timothy Kast, Jan Neuenschwander, Vincent Praplan, Thomas Rüfenacht, Grégory Sciaroni, Christian Thomas, Thomas Thiry und Phil Varone.
Der Auftakt in die National League, in welcher neu sechs Ausländer pro Team spielberechtigt sind, gerät dem neu formierten SCB durchzogen. Trotz guter Leistung unterliegt sie dem Meister EV Zug im Startspiel nach Verlängerung. Nach zwei weiteren Niederlagen vermag sich die Mannschaft zu fangen. Die Suche nach Konstanz aber zieht sich wie ein roter Faden durch die Spielzeit.
Willkommene Abwechslung, vielbeachtet und stimmungsvolles Highlight ist das Gastspiel der Nashville Predators mit Captain Roman Josi Anfang Oktober in der ausverkauften PostFinance Arena (Nashville - SCB 4:3).
Zurück im Liga-Alltag, entscheidet sich die Clubleitung unmittelbar vor der Nationalmannschaftspause im November, die Zusammenarbeit mit Cheftrainer Johan Lundskog per sofort zu beenden. Nachfolger wird der Finne Toni Söderholm, der seinen Job als Nationaltrainer in Deutschland verlässt und in Bern für anderthalb Saisons inklusive Ausstiegsoption für beide Seiten unterschreibt.
Unter Söderholm vermag sich die Mannschaft vorerst zu stabilisieren. Im Dezember ist der SCB das erfolgreichste Team der National League. Die Fallhöhe aber ist beträchtlich – im Januar mutiert das Team, auch beeinflusst von fünf verletzten Spielern pro Partie im Schnitt, resultatmässig zur schwächsten Equipe der Liga.
Augenfällig ist neben den teils extremen Schwankungen die Diskrepanz der Auftritte gegen auf dem Papier bessere und schwächere Gegner: Der SCB holt in der Qualifikation gegen die Top-4-Teams mehr Punkte als gegen die schwächsten vier Teams in der Rangliste.
In der Schlussphase der Meisterschaft vermag sich der SCB zu steigern: Er schliesst die Regular Season dank Siegen in Langnau und zuhause gegen den ZSC auf dem achten Platz ab und trifft in den Pre-Playoffs auf den kompetitiven Aufsteiger EHC Kloten. Gegen die Zürcher Unterländer setzt sich der SCB in drei Spielen durch (5:1, 1:4, 5:0). Im Viertelfinal kommt es zum Berner Derby gegen den Qualifikationszweiten EHC Biel. Die Serie wird zum Spiegelbild der SCB-Saison mit (zu) starken Schwankungen: Nach fahrigen Leistungen und zwei Niederlagen steigert sich das Team von Toni Söderholm und gleicht aus. Danach wendet sich das Blatt erneut. Und schliesslich profitieren die Seeländer im sechsten Match in Bern kurz vor Schluss von einer Unkonzentriertheit des SCB und erzielen anderthalb Sekunden vor Ablauf der regulären Spielzeit das 4:3, welches die Saison der Mutzen beendet. Mit dem Aus endet auch die Karriere von Rekordspieler Beat Gerber, der 40-jährig nach 20 Jahren beim SCB seine Aktivzeit beendet.
Letztlich gelingt dem SCB sportlich nach schwachen Jahren und verpassten Pre-Playoffs 2021/22 zwar eine leichte Steigerung – summa summarum aber liegt das Gezeigte auch 2022/23 unter den Ansprüchen.
Nach dem Saisonende kommt es zu Änderungen auf Führungsebene. Ende April trennt sich die SCB Eishockey AG per sofort von CEO Raeto Raffainer. Verwaltungsratspräsident Marc Lüthi kehrt in die operative Leitung zurück. Zudem zählt seit Anfang Mai mit Pascal Signer ein neuer COO zur Geschäftsleitung. Im Sportbereich kommen im Rahmen der Saison-Abschluss-Gespräche sowohl der Club als auch Trainer Toni Söderholm zum Schluss, dass die Zusammenarbeit nicht fortgesetzt wird. Nachfolger wird Jussi Tapola, der mit Tappara Tampere soeben die finnische Meisterschaft sowie die Champions Hockey League gewonnen hat und von der Allianz europäischer Eishockeyclubs zum Trainer des Jahres gekürt worden ist.
Zudem verkündet der SCB im Juni, dass die Position des Sportdirektors mit einer Persönlichkeit aus den eigenen Reigen besetzt und die Geschäftsleitung mit zusätzlicher Sportkompetenz ergänzt wird: Martin Plüss, vierfacher SCB-Meisterspieler, wird die Aufgabe als Sportdirektor am 1. Mai 2024 in Angriff nehmen und der Organisation bis zu diesem Zeitpunkt als Berater zur Seite stehen.
Ebenfalls im Juni 2023 verkündet der SCB offiziell die Integration des Eishockeyvereins Berner Oberländer Modis Thun als eigenständige Rechtspersönlichkeit in die SCB Eishockey AG. Somit wird der SCB mit den «SC Bern Frauen» ab der Saison 2023/24 erstmals eine Frauenequipe stellen.